@schneeeleule: Bingo
@Nata: Es gibt aus dem späten Mittelalter und den folgenden Epochen Tänze, die auf mehrere Musiken getanzt werden können, so beispielsweise die Folia (ein wunderschöner Tanz, in den ich mich wirklich verliebt habe). Die Folia ist ein Tanz, der ähnlich dem Walzer getanzt wird, also einer der wenigen Paartänze ist, die ich tanzen kann. Aber es ist eben nicht Walzer sonder doch sehr anders!. Es gibt diverse Musikstücke dazu aber am schönsten finde ich das hier. In dieses Lied gekoppelt mit dem Tanz hab ich mich verliebt!
Dann gibt es diverse Obergruppen von Tänzen, so auch die Pavane, die ich im Startposting schon angesprochen habe. Dort ist die Pavane la Battaglia verlinkt, einem Tanz der unheimlich komplex ist, weil sich kaum etwas wiederholt und zudem mindestens 16 Personen (also 8 Paare) zusammen tanzen müssen, damit der Tanz gut aussieht. Und dann ist da noch das 'Problem', dass die erste Reihe andere Schritte tanzt als die zweite Reihe, was das ganze nochmal an Komplexität gewinnen lässt. Aber nach ein paar Stunden ist der Tanz dann auch drin, wobei auch Tanzprofis für einen Auftritt die Pavane la Battaglia Stundenlang üben, damit wirklich alles sitzt und auch in jeder Position!!
Aber wie gesagt, der Begriff Pavane bezeichnet eine Reihe von Tänzen, die dann über das angehängte im anmen unterschieden wird. So gibt es da noch die Pavane d'Honneur oder die Pavane de Cercle (Kreispavane), von der ich leider kein Video finde im Netz.
Als weiteren Oberbegriff, der ziemlich viele Tänze umfasst ist die Branle zu nennen. Die Branle hat einen einfachen Grundschritt, der allen Branles als Basis dient. Auf diesem Grundschritt aufbauend gibt es die Branle des Rats, die Branle coupé Cassandra, die Branle des Pois und noch sehr sehr viele mehr. Alle Tänze haben aber eine eigene Musik! Hier als Beispiel der Danse de la Haye.
Die Tourdion ist auch ein sehr bekanntes Lied, zu dem leider kaum jemand den Tanz kennt. Hier ist er. Er ist so einfach, dass man ihn selbst mit hohem Alkoholpegel noch tanzen kann, weswegen er scherzhaft in diversen Tanzgruppen auch "der besoffene Affentanz" genannt wird.
Warum gibt es nun zu den Tänzen speziell ein Lied? Das ist recht einfach sich herzuleiten, denn in der zeit, in der die Tänze entstanden, hatte man kein Medium, um Musik ohne Spielleute abzuspielen (CD oder sonstige Datenträger für Musik). Man erfand also ein Lied und einen Tanz gleich mit. Sehr schön ist dann auch, wenn man ein Lied hört, weiß man sofort, ohne auf den Takt zu hören, also egal wie schnell oder langsam es gespielt wird, welcher Tanz dazu gehört! Denn die Spielleute damals hatten ja auch keine einheitliche Geschwindigkeit um Musik zu spielen. Die eine Gruppe spielte es so, die nächste anders.
Aber, und um damit nochmals auf deine Frage zurück zu kommen: Es gibt Figuren im Tanz, die speziell benannt sind und bei neuer Aneinanderreihung halt auch einen neuen Tanz ergeben. Deswegen gibt es auch einige Tänze, die sich sehr ähnlich sind.
Einfach mal ein paar dieser Figuren: Dos-a-Dos heißt Rücken an Rücken - man geht links an seinem Partner vorbei, geht dann hinter seinem Rücken ohne sich zu ihm umzudrehen einen Schritt nach rechts und geht rückwärts, bis man wieder an seinem Platz steht. Da der Partner selbiger auch getan hat ist man einmal Rücken an Rücken aneinander vorbei gegangen.
Als weiteres Beispiel: Handtour - man hebt die rechte Hand und legt diese an die vom Partner (der ja ebenfalls die rechte Hand gehoben hat) und geht dann in acht Schritten umeinander herum, also letztlich im Kreis.
Siding - man geht auf die (linke oder rechte - das entscheidet der Tanz) Seite des Partners mit vier Schritten, bis man Schulter an Schulter steht, stellt sich kurz auf die Zehenspitzen, setzt die Füße wieder ab und geht wieder vier Schritte zurück an seinen vorherigen Platz.
Dann unterscheidet man natürlich noch die einfacheren Bauerntänze mit den höfischen Tänzen! Das einfache Volk hatte viele Tänze, die Sprünge und Hüpfer beinhaltete, während das an Hofe weniger schicklich war und die Schreittänze eher bevorzugt wurden.
Die Indian Queen ist ein höfischer Tanz, ebenso der Traubentritt (hier auch erkennbar an den vielen Verbeugungen, Reference (im Singular) genannt) hingegen die Chapelloise ist aufgrund ihrer Geschwindigkeit eher bäurisch, wobei ich das nicht genau sagen kann. Wir tanzen alles, was uns unter die Füße kommt, gleich ob Bäurisch oder Höfisch!
Es ist auf jeden Fall witzig sich mit solchen Tänzen zu beschäftigten und große Klasse sind natürlich dann auch Tanzbälle, die stattfinden. Ich tanze seit wie gesagt etwa anderthalb Jahren und war nach weniger als einem Jahr auf meinem ersten Ball, wo ich eine der wenigen war, die wirklich alle Tänze kannte. Inzwischen steht bald auch mein vierter Ball an (so häufig gibts die dann doch nicht die Tanzbälle im Liverollenspiel) und ich hab inzwischen drei Ballkleider
Natürlich selbst genäht!
Öhm ja... wenn noch Fragen bestehen, dann einfach stellen!
Und wenn wer wissen will, ob es auch eine Tanzgruppe bei ihm/ihr in der Nähe gibt, ich weiß von einigen in Deutschland und kann da bestimmt teilweise weiterhelfen. In Aachen gibt es halt die eine Gruppe, in Köln meines Wissens zwei, in Berlin Kreuzberg kenne ich Leute, die in einer mittelalterlichen Tanzgruppe sind, in Viersen weiß ich von einer und auf dem umherreisenden "Spectaculum" werden auch immer mal wieder Tanzkurse angeboten.